Staat zwingt zur Gewerbeaufgabe ???

Im Jahr 2022 soll anstelle von Hartz 4 das Bürgergeld kommen.
An dieser Stelle hatte ich über Jahre das Hartz 4 Forum für Diskussionen rund um Hartz 4 zur Verfügung gestellt.

Nun wird Hartz 4 bald Geschichte sein und in Bürgergeld umgetauft werden.
Es soll beim Bürgergeld aber auch viele Änderungen geben.

Ich möchte hier im Forum alle recht herzlich einladen sich zum neuen Bürgergeld auszutauschen.


Jeder der sich im Bürgergeld Forum kostenlos registriert kann auch Antworten direkt an Seine E-Mail Adresse geschickt bekommen.

Ich hoffe das dieses Forum ein wenig bei den vielen Fragen zum neuen Bürgergeld behilflich sein kann.

Ich suche noch freiwillige Moderatoren für das Bürgergeld Forum.

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Schlummi
Beiträge: 11
Registriert: 09.06.2006 10:44

Staat zwingt zur Gewerbeaufgabe ???

Beitrag von Schlummi »

Kann das sein? Hier unsere Situation:
Seit mehr als 2 Jahren betreiben meine Frau und ich 2 Teefachgeschäfte sowie in den selben Räumen 2* PC Doktor. Bisher lebten wir vom ALG meiner Ehefrau, da bisher noch kein Gewinn aus den Läden erwirtschaftet werden konnte, sie tragen sich mit plus/minus 0!!
Leider mußten wir nun Hartz 4 anmelden, welches uns auch in einer Höhe von ca 930 Euro (!) bewilligt wurde.
In dieser Abrechnung wurde uns ein erheblicher kumulierter Gewinn aus der Betreibseinnahme angerechnet und abgezogen. Eine Nachfrage beim Steuerberater bestätigte die steuerliche Richtigkeit. Nun muß allerdings der kumulierte Gewinn wieder investiert werden, da doch auch Unkosten enstehen, wie Miete, Materialkauf etc. Kurzum: Wenn wir uns durch ein Gespräch mit der Sachbearbeitung nicht auf einen Härtefall einigen können, sind wir gezwungen 2 Geschäfte mit 2 Firmen sofort zu schliessen. Damit wird uns allerdings die letzte Möglichkeit genommen aus der Arbeitslosigkeit herauszukommen. Mehr noch: Da noch Kredite abzuzahlen sind werden wir in den O-Eid getrieben, mit allen Konsequenzen.
Aussicht auf eine Stelle in allgem. Arbeitsmarkt sind mit 54 J. und 49 J. doch gleich Null.
Ist das wirklich die Absicht vom Staat arbeitswillige ältere Menschen in den Abgrund zu stürzen und damit Arbeitslose zu züchten?
Wenn Sie sich nun fragen: Warum haben diese "Idioten" nun bald 3 Jahre abgerackert ohne 1 Cent zu verdienen?
Ganz einfach: Es liegt uns nicht auf der faulen Haut zu liegen. Ev. hätte man sich durch die Läden selbst versorgen können und noch vielleicht Arbeitsplätze schaffen können.
Uns verläßt so langsam der Mut und der Glaube an den Staat.
Wir sind auf Ihre Kommentare gespannt.
Schlummi
Anna
Beiträge: 199
Registriert: 14.03.2006 11:26

Beitrag von Anna »

Wir hatten auch ein Gewerbe, deswegen kann ich dich etwas verstehen. Was ich allerdings nicht verstehen kann: wenn beide Läden +-0 laufen, warum schließt ihr nicht einen Laden? Bei 2 Läden ist doch klar, das da steuerlich ganz andere und vor allem höhere Summen zusammenkommen als bei einem Laden. Klär mich bitte mal darüber auf, denn sowas kann ich wirklich nicht verstehen!
Schlummi
Beiträge: 11
Registriert: 09.06.2006 10:44

Beitrag von Schlummi »

Anna hat geschrieben:Wir hatten auch ein Gewerbe, deswegen kann ich dich etwas verstehen. Was ich allerdings nicht verstehen kann: wenn beide Läden +-0 laufen, warum schließt ihr nicht einen Laden? Bei 2 Läden ist doch klar, das da steuerlich ganz andere und vor allem höhere Summen zusammenkommen als bei einem Laden. Klär mich bitte mal darüber auf, denn sowas kann ich wirklich nicht verstehen!
Hallo Anna,
das mach ich gerne:
Vor ca 2 1/2 Jahren haben wir das erste - damals noch gut laufende - Geschäft übernommen. um den Umsatzrückgang aufzufangen, haben wir uns etwas anderes und ganz besonderes verwirklicht was es bisher noch nicht gegeben hat.( Was, dazu vielleicht später mehr ) Und das ganze zu wirklich günstigen und einmaligen Konditionen.
Inzwischen ist uns klar, daß wir den teureren Laden schliessen müssen....
Aber einen ganz und gar die Gewerbe zu verbieten... das verstehe ich nun wirklich nicht. Der oder die Läden kosten den Staat doch keinen Cent.

Schlummi
Anna
Beiträge: 199
Registriert: 14.03.2006 11:26

Beitrag von Anna »

na, jetzt bin ich dann etwas schlauer. Ich denke auch nicht, das man dann einen Laden(also der der überbleibt) schließen muss. Gibt genug selbstständige Leute, die Geld zusätzlich beziehen.
wuschel04
Beiträge: 121
Registriert: 30.04.2006 12:36
Wohnort: Ruhrgebiet

Beitrag von wuschel04 »

Hallo Schlummi,

da muß ich aber doch lachen... seit 3 Jahren (!)betreiben Sie Ihre Geschäfte mit Hilfe des Alg1 Ihrer Ehefrau - und jetzt treibt der Staat Sie in den Ruin??? :shock: M.E. ist nach 3 (leider nicht sehr erfolgreichen) Jahren doch erwiesen, daß Ihre Geschäfte Ihren Lebensunterhalt nicht sicherstellen können - da kann es doch durchaus an der Zeit sein, daß Sie sich jetzt um eine andere Tätigkeit bemühen... damit Sie der Arbeitslosigkeit bzw. der Hilfebedürftigkeit erfolgreich entgehen...

M.f.G.
wuschel04
nervi
Beiträge: 194
Registriert: 12.06.2006 01:24
Wohnort: Ruhrgebiet

Beitrag von nervi »

Hallo Schlummi,
auch mein Ehemann ist Selbstständig, und mitlerweile wie es so schön heisst "bedürftig". Mein Ehemann hat sein Geschäft seit 1990 mit teilweise 5 - 10 Angestellten, und bis zum Jahre 2001 auch erfolgreich (touristikbranche) geführt.
Nur nebenbei bemerkt, ich habe immer weiter versicherungspflichtig normal gearbeitet.
2001 ging wie gesagt das Geschäft immer schlechter, und mein Ehemann schrumpfte, wie wir dachten, die Firma gesund (keine Angestellten mehr). In 2002 wurde ich durch Krankheit arbeitslos, und war es bis 2004. Durch die Krankheit und mein fortgeschrittenes Alter bekam ich nichts Neues. Da das Geschäft wieder relativ gesund wirkte, hat mein Ehemann die Firma etwas erweitert, und mir einen kleinen Arbeitsplatz geschaffen. Das klappte aus mehr oder weniger, zumindest hat es uns ernährt.
Dies nur zur Vorgeschichte.
Durch starke Sparmaßnahmen bei unseren Kunden, ging ab vergannenen Herbst das Geschäft wieder zurück. Alle unsere Ersparnisse setzten wir ein, um den Winter zu überbrücken, aber schafften es trotz allem nicht. Wir haben uns Rat bei verschiedenen Stellen geholt, auch bei der IHK, die uns dann, damit wir kein Geld mehr aus der Firma zum leben nehmen mussten, empfahl, Alg 2 verübergehend zu beantragen, um es bis zum Frühjahr (wenn die Saison los geht) zu schaffen, um zu sehen ob die Firma sich wieder erholt, um dann gegebenenfalls zu entscheiden was weiter geschied.
Dies taten wir dann mit mehr oder weniger Stress. Aber das erste was war, mein Mann musste mich kündigen, da ich ja Anspruch auf ALG 1 habe. So weit so gut, doch das war nicht alles, auch wir bekamen gesagt, wir sollen die Firma doch besser aufgeben, wir sollen uns doch nicht so einen Stress machen, einfach Insolvebz einreichen. Als wir fragten, wer nimmt uns denn auf dem Arbeitsmarkt in unserem Alter (52 und 59) noch, bekamen wir nur gesagt, macht doch nix, dann kriegen sie weiter Alg 2 !!! Wir waren erst mal platt !!! Als wir sagten, wir wollen uns doch wieder selber ernähren können, mit unserer Hände Arbeit, meinte man nur : wir können sie zwingen Insolvenz einzureichen, bzw. die Firma abzugeben !!! Wir haben uns sehr aufgeregt, eigentlich mehr darüber das denen egal ist wie lange wir das Alg.2 bekommen, hauptsache sie konnten uns zu etwas zwingen !!!
So, wir rannten nur noch von Beratungsstelle zu Beratungsstelle, und überall bekamen wir das Gleiche zu hören: es steht ihnen zu, wenn sich nach ein paar Monaten nichts gebessert hat, kann man über eine Aufgabe reden, aber jetzt nicht, da wir auf dem Arbeitsmarkt ja eh keine Chanche haben !!! Somit waren wir gestärkt, und sind zum xten mal zur Arge gegangen, und wir hatten einen anderen Sachbearbeiter, und als ich die IHK, Kontakte zum WDR und zu Zeitungen erwähnte, ging alles plötzlich !!
Also, ich bekomme Alg1, und mein Mann, also die Bedarfgemeinschaft, bekommt Alg 2, und wir dürfen die Firma erst mal weiterhalten. Wir streiten mit ein paar anderen Sachen noch mit ihnen, aber es geht doch !!!

[b]So weit so gut !!! Unser Rat ist: holt euch Hilfe bei der IHK, und anderen Beratungsstellen, evtl. an die Patei in deiner Stadt/Stadtteil deiner Wahl und nicht aufgeben, hart bleiben !!! Es ist nervig, aber nur so erreicht man etwas.[/b]

Leider zeichnet sich bei uns ab, dass alles nichts bringt, da jetzt seit 2 Monaten bei uns auch die Bank blockiert.

Wünsche euch auf jeden Fall viel Glück
Wünsche noch einen schönen Tag


Wichtig:
Meine Beiträge spiegeln nur meine persönlichen Erfahrungen, sowie den Einen oder Anderen Gedanken zu vorhandenen Beiträgen wieder, und sind keine Rechtsberatung. So wie ich auch nach den Erfahrungen der anderen Forenteilnehmer frage.
Schlummi
Beiträge: 11
Registriert: 09.06.2006 10:44

Beitrag von Schlummi »

[quote="wuschel04"]Hallo Schlummi,

da muß ich aber doch lachen... seit 3 Jahren (!)betreiben Sie Ihre Geschäfte mit Hilfe des Alg1 Ihrer Ehefrau - und jetzt treibt der Staat Sie in den Ruin??? :shock: M.E. ist nach 3 (leider nicht sehr erfolgreichen) Jahren doch erwiesen, daß Ihre Geschäfte Ihren Lebensunterhalt nicht sicherstellen können - da kann es doch durchaus an der Zeit sein, daß Sie sich jetzt um eine andere Tätigkeit bemühen... damit Sie der Arbeitslosigkeit bzw. der Hilfebedürftigkeit erfolgreich entgehen...

Hallo Wuschel,
Ich danke Ihnen für die ehrliche Antwort. Aber ich weiss beim besten Willen nicht, was es dabei zu lachen gibt:
Wenn ich mit meinen 54 J. von Ihnen eine Stelle bekomme, nehme ich Sie gerne an. Können SIE das?????
Ist es wirklich so lächerlich, daß man Hartz 4 irgendwann wieder entfliehen möchte? Mir ist das Lachen vergangen.
Schlummi
Schlummi
Beiträge: 11
Registriert: 09.06.2006 10:44

Beitrag von Schlummi »

[quote="nervi"]Hallo Schlummi,
auch mein Ehemann ist Selbstständig, und mitlerweile wie es so schön heisst "bedürftig". Mein Ehemann hat sein Geschäft seit 1990 mit teilweise

Hallo Nervi,
( wraum eigentlich dieses Pseudo :wink: ?)
rRecht herzlichen Dank für die Antwort. Wir waren vorhin nich einmal auf der ARGE und haben um eine Lösung gesucht. Das Problem besteht darin, daß ein großer Unterschied zwischen Steuerabrechnung und kaufmännisches Handeln vorliegt. Komulierter Gewinn liegt dann vor, wenn Waren mit einem Zahlungsziel geliefert wurden, verkauft werden aber die Rechnung erst im Folgemonat fällig wird. Logisch, oder???
Für uns ja, aber die ARGE hat damit Probleme. Aber die Chancen stehen nicht schlecht, wenn die Sachbearbeiter die Lage verstehen. Vielleicht wird es ja noch was mit Hilfe unseres Steuerberaters.

Mich freut es, daß Ihr Glück gehabt habt, denn das liegt ja ev. trotzdem noch vor uns. Auch wir haben uns vorgenommen wenn alle Stränge reissen und ans Fernsehen ( Talkshows etc ) zu wenden.

Ich wünsche Euch und uns, das wir irgendwann mal das ernten können, was gesät wurde
wuschel04
Beiträge: 121
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Beitrag von wuschel04 »

Hallo Schlummi,

nehme meine Eingangsbemerkung ("da muß ich aber doch lachen") zurück!
Selbstverständlich ist an Ihrer Situation nichts "Lächerliches" - leider bin ich auch kein Arbeitgeber oder Arbeitsvermittler, der Ihnen mit dem richtigen Jobangebot weiterhelfen könnte.... Drücke Ihnen aber die Daumen für erfolgreiche Suche nach einer Lösung.

M.f.G.
wuschel04
Gast

Beitrag von Gast »

Schade, als ich den Begriff "Unkosten" las, entviel meine Motivation zur Beantwortung auch nur einer Frage. :roll:
nervi
Beiträge: 194
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Beitrag von nervi »

Hi Schlummi,

was meinst Du mit: "wraum eigentlich dieses Pseudo ?) " irgendwie "steh ich damit auf'm Schlauch" !! :roll:

Der Sachbearbeiter der uns dann zu dem uns zustehende Recht (seine Worte) verhalf, sagte noch den schönen Satz:
-Es gibt Sachbearbeiter die können wenigstens etwas einen Jahresabschluß/Bilanz, eine BWA, oder die Buchhaltung lesen (kann man tatsächlich nicht verlangen, haben sie ja nicht gelernt), oder sie hören einfach bei einer Erklärung zu, und machen sich dann schlau was das eine oder andere bedeutet, und wie dazu die Rechtsprechung ist (aber das kann man verlangen, den sie sind dafür da, und das sollten sie gelernt haben). Und dann gibt es die Sachbearbeiter, die uns sagen: Ich kann da nichts dran ändern, ich bin ja kein Buchhalter oder Steuerberater, das ist nicht mein Job (und hier ist man vollenst verloren)!!!!-

Ich finde, nach unseren gemachten Erfahrungen, hat dieser Sachbearbeiter vollkommen recht !
Wünsche noch einen schönen Tag


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Schlummi
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Beitrag von Schlummi »

[quote="nervi"]Hi Schlummi,

was meinst Du mit: "wraum eigentlich dieses Pseudo ?) " irgendwie "steh ich damit auf'm Schlauch" !! :roll:

Hallo nervi,
du...ganz einfach: Du hast als Deckname NERVI. Aber ICH finde nicht gerade, daß du nervst :o .

Wir waren heute morgen noch einmal beim Amt und haben eine andere Aufstellung abgegeben, die wir von Steuerberater bekommen haben. Grund: In den Steuerbescheiden vom Steuerberater sind nur Sachen aufgeführt, die steuerlich relevant sind. Nicht enthalten sind allgemeine Ausgaben wie Kredite etc. Diese Ausgaben sind noch einmal im Detail aufgeführt worden, so daß nun die Abrechnung ganz anders aussieht.
Unsere Beraterin vom Amt hat gleich eine nochmalige Überprüfung beantragt und befürwortet.
Damit dürfte uns kein Abzug angelastet werden. Unsere Chancen stehen dafür sehr gut.

Ich mus gestehen, daß wir wohl eine der wenigen Sachbearbeiterinnen gefunden haben, die sich um die "Kunden" bemühen. Aber bevor wir den Tag vor dem Abend loben.....warten wir erstmal ab.
Von der Ostseeküste
Schlummi
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