Job-Wechsel auf Verlangen der Agentur für Arbeit?!

Im Jahr 2022 soll anstelle von Hartz 4 das Bürgergeld kommen.
An dieser Stelle hatte ich über Jahre das Hartz 4 Forum für Diskussionen rund um Hartz 4 zur Verfügung gestellt.

Nun wird Hartz 4 bald Geschichte sein und in Bürgergeld umgetauft werden.
Es soll beim Bürgergeld aber auch viele Änderungen geben.

Ich möchte hier im Forum alle recht herzlich einladen sich zum neuen Bürgergeld auszutauschen.


Jeder der sich im Bürgergeld Forum kostenlos registriert kann auch Antworten direkt an Seine E-Mail Adresse geschickt bekommen.

Ich hoffe das dieses Forum ein wenig bei den vielen Fragen zum neuen Bürgergeld behilflich sein kann.

Ich suche noch freiwillige Moderatoren für das Bürgergeld Forum.

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macksie
Beiträge: 7
Registriert: 25.10.2007 14:57

Job-Wechsel auf Verlangen der Agentur für Arbeit?!

Beitrag von macksie »

Ich habe eine Frage. ich bin im Betriebsrat einer grossen Friseurkette aktiv.
Eine Mitarbeiterin kam auf mich zu, weil sie verzweifelt meinen Rat brauchte.
Die Sachlage:
Sie hat in unserem Unternehmen ihre Ausbildung absolviert und ihre Prüfung erfolgreich bestanden. Sie wurde dann befristet in die Firma übernommen. Obwohl unser Unternehmen übertariflich zahlt, machte sie ihren Anspruch auf Grundsicherung bei der Agentur für Arbeit geltend und bezog monatlich Leistungen.
Bevor ihre Frist ablief, meldete sie sich arbeitssuchend, um bei eventueller Beendigung des Arbeitsverhältnisses abgesichert zu sein.
Während dieser Zeit bekam sie von der Firma einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Sie arbeitet nun vollzeit (37 Std/woche) und bekommt leistungsbezogene Zahlungen zum Tarifgehalt.
Sofort rief sie bei der Agentur für Arbeit an und stellte klar, dass ihr Arbeitsplatz nun gesichert ist, was dort zur Kenntnis genommen wurde. Trotzdem besteht weiterhin ein Anspruch auf Grundsicherung.Dieser hat sich natürlich verringert aber sie bezog weiterhin Leistungen!
Dann bekam sie Post, in der ihr mitgeteilt wurde, dass die Zahlung von ALG2 eingestellt würde, weil sie sich nicht bei dem Stellenangebot beworben hatte. Wieder rief sie dort an.
Dann sagte man ihr folgendes:
-sie müsste sich bei jedem Stellenangebot bewerben, weil die Möglichkeit bestehe, dass sie woanders mehr verdienen könnte
-tut sie das nicht wird die Zahlung der Leistung eingestellt
-diese Regelung wäre neu und sie müsse sich daran halten
Meine Frage: Muss sie das wirklich?! Muss sie ihren -jetzt sicheren- Arbeitsplatz aufgeben wenn ein anderer ihr mehr Lohn verspricht , als der, den ihr unser Unternehmen zahlt?
Wie kann sowas sein?
Mit welchem Recht?
Kann ich mich an unsere Gewerkschaft wenden? Darf das Arbeitsamt Mitarbeiter unseres Unternehmens "abwerben" ??
Ich freue mich riesig über alle Antworten und bedanke mich im Voraus :(
Wer zuletzt lacht, hat es nicht eher begriffen!
buxi
Beiträge: 487
Registriert: 28.04.2006 17:31

Beitrag von buxi »

Hallo, ich kann Dir leider nur als Nichtfachmann antworten und aus meiner Sicht schildern.
Solange Deine Mitarbeiterin Leistungen bezieht, ist es das Ziel der Arge sie als Leistungsempfänger los zu werden. Das erreicht sie ja nur, indem sie eine Stelle findet, bei der sie mehr als beim jetzigen Arbeitgeber verdient. So lange wird sie also mit den Auflagen des Arbeitsamts zurecht kommen müssen und auch nach deren Pfeiffe tanzen müssen. Falls der Zuschuß der Arge nicht all zu hoch ist, könnte Deine Mitarbeiterin eventuell statt Hartz4 Wohngeld beantragen und die Differenz durch den Wohngeldzuschuß ausgleichen. Dann wäre sie die lästigen Auflagen der Arge los und könnte sich in Ruhe auf ihren Job konzentrieren. Toi, toi, toi
macksie
Beiträge: 7
Registriert: 25.10.2007 14:57

Beitrag von macksie »

Die Wahrscheinlichkeit, dass im umkreis von 50 km jemand mehr zahlt, als unser Unternehmen, ist äusserst gering um nicht zu sagen fast unmöglich. Dazu kommt, dass das letzte Angebot der Agentur für Arbeit eine Stelle in einer anderen Stadt ist (ca. 30km). Mal abgesehen davon, dass sie dort ganz sicher nicht mehr geld verdient als bei uns, sicherte die ARGE ihr aber die monatlichen Fahrtkosten uneingeschränkt zu!
Somit würde sich die Zahlung des Amtes um einiges erhöhen.
Die Grundsicherung fällt nicht weg, soviel zahlt hier in der branche keiner ;-)
Sie wird auch mit einem Lohn, der unseren um 20% übertrifft (nur ein Beispiel!) immernoch einen Anspruch haben.
Sie knüppelt die ganze Woche durch inkl Überstunden (Samstags, z.T. sogar Sonntags)! Dass das in unserer Branche nicht ausreichend entlohnt wird versteht sich von selbst aber die Lohnunterschiede sind doch wohl peanuts und wir sind ein zukunftsorientiertes Unternehmen, das sichere Arbeitsplätze bietet.
Ich danke dir für deine Antwort :)
Wer zuletzt lacht, hat es nicht eher begriffen!
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nonsens
Beiträge: 696
Registriert: 19.07.2006 21:42
Wohnort: Hannover

Beitrag von nonsens »

Mal ein Beispiel von mir.

Mein Mann hat einen festen Job als Fernfahrer, verdient aber (laut Aussagen anderer Gleichgesinnter Fahrer) nur wenig dabei, um die 1200 Euro netto. Deshalb haben wir teilweise Anspruch auf ein paar Euro vom Amt.

Meinem Mann wurde niemals nahegelegt, sich einen besser bezahlten Job zu suchen. Denn es ist eben nicht möglich, noch mehr Geld zu verdienen. Die Firmen stehen alle schon mehr in der Kreide als sie selbst je dachten, ebenso kann man immer noch froh sein, wenn man sein Gehalt pünktlich und ihn voller Höhe bekommt.

Und er würde ihn so oder so nicht aufgeben, weil:

1. er hat für die Chance, diesen Job zu kriegen, 3 Jahre gekämpft und sogar ein Darlehen beim JobCenter aufnehmen müssen, damit er den passenden Führerschein wiedererlangen durfte. Dafür haben die von ihm ne Einstellungsgarantie verlangt, also wieso sollte er die jetzt zunichte machen?

2. er das erste Mal zu 100% Lohn bezahlt bekommt, ohne ANgst zu haben, das dieser mal nicht auf dem Konto ist. Die letzten 2 Arbeitgeber haben uns 2 Jahre Abzahlung bei der Staatsanwaltschaft gekostet sowie horrende Schulden, die meinen Mann in die Privat-Insolvenz schleppten.

3. der Arbeitgeber ihn nicht wie eine Nummer behandelt und sich für ihn immer den Hintern aufreissen würde, um zu helfen.....

Und das lässt sich mein Mann nicht wegnehmen, komme was wolle.
Ich gebe hier nur meine persönlichen Erfahrungen wieder, ich bin kein Rechtsbeistand und habe eigentlich auch keine Ahnung
(Antworten können dauern, selten anwesend aus berufl. Gründen)
buxi
Beiträge: 487
Registriert: 28.04.2006 17:31

Beitrag von buxi »

Hallo nochmal @ macksie, wenn die Chancen in eurer Branche sich wirklich so schlecht darstellen, könnte Deine Mitarbeiterin doch mal versuchen ein vernünftiges Gespräch mit ihrer Sachbearbeiterin zu fürhren.
Und nochmal wollte ich die Alternative Wohngeldzuschuß erwähnen. Schau doch mal hier nach wie hoch der Wohngeldzuschuß wäre....vielleicht lohnt sichs ja doch. geldsparen.de
Die Denkweise der Arge ist wohl nicht von Jedermann zu verstehen (Fahrgeldunterstützung=höherer Leistungsanspruch) vielleicht auch mal den Teamleiter befragen, ob er es befürwortet für einen Arbeitgeberwechsel höhere Ausgaben in Kauf zu nehmen.

Aber das Ziel der Arge ist leider, es den Hilfebedürftigen so unbequem wie möglich zu gestalten damit man sie endlich los wird. Das werden Dir hier viele bestätigen können.
Viel Erfolg

Edit: Link angepasst - Ralf Hagelstein - Moderator
macksie
Beiträge: 7
Registriert: 25.10.2007 14:57

re

Beitrag von macksie »

Als Alternative in dem Sinne ist die Differenz in dem Falle zu enorm. Und ich muss ehrlich sagen, ich finde es nicht gerechtfertigt, ihr solche Abstriche zuzumuten. Im Übrigen hat ein Gespräch wegen der höheren Leistungen stattgefunden, diesbezüglich war der jeweilige Sachbearbeiter nicht in der Lage, dazu konkrete Aussagen zu machen. Lediglich wiederholte er ständig das bereits Gesagte. Man kann in dem Fall wohl wirklich von einem bürokratischen blabla-Gespräch reden. Und .... Warum soll sie nicht nutzen, was ihr zusteht? Und warum kann sich die ARGE nicht dermassen um die Belange der wirklich arbeitssuchenden kümmern, wie sie das in ihrem Fall tut? Ich denke es gibt genug Friseure, die zu Hause sitzen und sich um solche Stellenangebote 'winden'. Ich habe ehemalige Kollegen, die nichts anders tun und trotzdem ihre monatliche Hartz4 Zahlung bekommen!
Warum verschwendet die ARGE ihre Energie an hart arbeitende Menschen, statt sie denen zukommen zu lassen, die es wirklich nötig haben?
Ich weiss nicht... ich arbeite seit 11 Jahren in diesem Beruf und das gerne.. und nur, weil ich einen Mann an meiner Seite habe, der uns das monatliche 'durchkommen' sichert, habe ich "meine Ruhe"? man man man ... :( :(
Vielen Dank für den Link, liebe/r buxi :P

lg!
Wer zuletzt lacht, hat es nicht eher begriffen!
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